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Ökosiedlung Allermöhe

0121035 Hamburg-Allermöhe: 36 realisierte WE in Doppel- und Reihenhausbebauung, eine der älteren Öko-Siedlungen in Deutschland; weitegehnd erstellt von 1985- 96, das letzte Haus entstand 2003. Komposttoiletten, Schilfkläranlage, Baubiologische Materialien. „Interessengemeinschaft Ökologisches Bauen Allermöhe“, Planung/Bauleitung: J. Lupp Architekt; Vollbracht und Bäumer Architekten; T. Keidel, M. Uhlenhaut, Hamburg; Cordes, Rotenburg/ Wümme. Auszeichnungen Holzbaupreis Norddeutschland 1988. Fertigstellung: 2003

Adresse Fanny-Lewald-Ring 32-92b
Die Ökosiedlung liegt im Südosten der Hansestadt zwischen dem Hamburger Stadtzentrum (ca. 15 km) und der Bergedorfer Innenstadt (ca. 3 km) innerhalb des Stadtteils Neuallermöhe-Ost.
Gebäudeart(en),
Bauform
zweigeschossige Einfamilienreihenhäusern in Doppel- und Reihenhausbebauung, an drei Wohnhöfen (Nord-, Mittel- und Südhof), Neubau
Eigentumsform(en) Eigenheime, sozialer Wohnungsbau
Lage innerhalb des großen Neubaugebiets Allermöhe I in Bergedorf
Größe (WE) 36
Bewohner ca. 140
Fertigstellung 1. Bauabschnitt 1987, 2.Bauabschnitt 1991 -1993, das letzte Doppelhaus wurde 2003 erstellt

Ökologie
Ab/Wasser Komposttoiletten (Fäkalien) [clivis multrum, siehe Abb.], Regenwassersammlung (für Garten, Waschmaschine) und gemeinsam betriebene Pflanzenkläranlage für Grauwasser (im südöstlichen Bereich); ursprüngliche Anlage 1994 erweitert für tägliche Grauwassermenge 15 Kubikmeter; drei Schilfbeete jetzt 240 qm, als intervallbeschickte Vertikalfilter; nachgeschalteter Schönungsteich (# 6). Die Siedlung kommt ohne eine Einleitung ihrer Abwässer in das öffentliche Sielnetz aus.
Abfall Abfallvermeidung
Energie Energieeinsparung, temporärer Wärmeschutz, Wärmespeicherung, Brennwerttechnik, Niedertemperaturheizung, zentrale Warmwasserverteilung, Sonnenkollektoren, Südorientierung, Zonierung der Grundrisse, Wintergärten
Baubiologie Verwendung von Recyclingprodukten, schadstofffreier Materialien für den Innenausbau. Holzfassaden (1. Bauabs.)
Freiraum Vorgarten: Da Zugang vom Fußweg fast direkt in die Häuser, kaum ausgeprägter Vorgartenbereich
Garten privat: Einzel, zum Teil ohne Trennung zwischen den Nachbarn; gemeinsame Freiräume (Wiese) zwischen den Häusern; naturnahe Gestaltung der Grünflächen
Stellplätze Parkplätze auf der öffentlichen Straße, wenige zusätzlich auf dem Grundstück.
Straße: Da die Siedlung entlang dem Fanny-Lewald-Ring liegt, sind innerhalb der Siedlung nur schmale Fußwege notwendig.
geringe Versiegelung durch schmale Wege
Fassadenbegrünungen, angelegte Biotope
Klima Innenraumklima, Schutz Kleinklima
Ökonomie

Angaben aus (Rauschning et al. 2009)

Komposttoiletten-System:
Anfängliche Investitionskosten: In der Zeit von 1986-1992 belief sich der Preis eines kompletten Terra Nova Systems (Standard) mit 2 Toiletten auf ca. 3.700 Euro, inklusive Mengenrabatt für alle Häuser. Spezielle Anforderungen erhöhten den Preis auf 4.000 bis 4.500 Euro. Die Kosten für die Lieferung und Installation beliefen sich auf ca. 500 Euro. 2009 kostete ein optimales Terra Nova System mit Lieferung und Installation ca. 6.500 Euro.Betrieb- und Instandhaltungskosten: Bei Defekt muss der Ventilator ausgetauscht werden (i.d.R. frühestens nach 5 bis 20 Jahren; Kosten 2009: ca. 190 Euro – eine jährliche Reinigung des Ventilators und des Abluftrohres vorausgesetzt).Pflanzenkläranlage:
Anfängliche Investitionskosten: Die kompletten Kosten für die Pflanzenkläranlage beliefen sich auf 95.000 Euro (zur Behandlung von Grauwasser von 140 Menschen). Heutzutage ist solch eine Anlage erschwinglicher, auf Grund verbesserter, wirtschaftlicherer Bauweise.Betrieb- und Instandhaltungskosten:
Die Kosten für externe Qualitätschecks und Probenahmen betragen jährlich 500 Euro. Zusätzlich muss der sich im Imhoff-Tank absetzende Schlamm durch eine externe Firma für 250 Euro abgepumpt und abtransportiert werden. Pumpen und bewegliche Teile müssen von Zeit zu Zeit erneuert werden. Die Bewohner/innen der ökologischen Siedlung sparen mit dem Sanitärsystem geschätzte 18.000 Euro pro Jahr (entspricht 130 Euro pro Person und Jahr). Diese Einsparungen lassen sich zurückführen auf:
· Reduzierten Wasserverbrauch (keine Toilettenspülung, siehe Punkt 1 unten).
· Keine Kosten für Abwasserbehandlung (Grauwasser wird behandelt und vor Ort eingeleitet, anstatt in das städtische Abwassernetz eingeleitet zu werden, siehe Punkt 2 unten).
· Relativ geringe Betriebs- und Instandhaltungskosten für die Pflanzenkläranlage (siehe Punkt 3 unten).Die Annahmen für diese Berechnung sind:
1. 40 Liter pro Person und Tag werden gespart für die Toilettenspülung von 140 Bewohner/innen. Wasser und Abwasser zusammen wird in Hamburg mit ca. 4 EUR/m³ verrechnet. Durch Trockenkomposttoiletten werden daher ca. 8.176 Euro pro Jahr eingespart.
2. Das produzierte Grauwasser verursacht keine Abwasserabgaben, da es nicht in das städtische Abwassernetz eingeleitet wird (in Hamburg 2,67 Euro pro m³ für Abwassereinleitung). Durch die dezentral eingeleiteten 11,5 m³ Grauwasser pro Tag wird eine Abwasserabgabe von 11.207 Euro pro Jahr eingespart.
3. Die jährlichen Kosten für die Pflanzenkläranlage, getragen vom Verein Ökologisch Leben Allermöhe betragen ca. 25 Euro pro Person und Jahr (oder ein Maximum von 100 Euro pro Haushalt und Jahr). Sie fallen zwei Mal im Jahr für Probennahmen und Analyse (CSB und BSB), alle zwei Jahre für Schlammentfernung aus dem Imhoff-Tank sowie durch eine finanzielle Rücklage für Reparaturen, Austausch und Reinvestitionen an. Die gesamten Kosten für die Pflanzenkläranlage belaufen sich auf 1.400 Euro pro Jahr.
4. Die freiwillige Arbeit der Bewohner fließt nicht in die Berechnung ein.
Soziokulturelles Rechtlich verfasst ist die Siedlung durch die Kombination öffentlich-rechtlicher Einbindung zentraler ökologischer Details in die Grundstückskaufverträge der einzelnen Haus- und Grundstückseigentümer mit einem eingetragenem Verein, durch den die Anteile an Gemeinschaftseigentum verwaltet werden.
Anmerkungen Die Ökologische Siedlung Allermöhe gehört zu den Pionieren des ökologischen Siedlungsbaus in der Bundesrepublik Deutschland und war die erste ökologische Siedlung in Hamburg. Ihre Planungs- und Entwicklungsgeschichte reicht bis in die 1970er Jahre zurück. Der 1. Bauabschnitt gehörte zu den ambitionierten Pionierprojekten, während der 2.Bauabschnitt unter stärker formalisierten Bedingungen für die Bauherren stattfand
Akteure Architekt: Vollbracht & Voges
Komposttoilettensysteme: Berger Biotechnik GmbH
Pflanzenkläranlage: AWA-Ingenieure
Stadt Hamburg
Ökologisches Leben Allermöhe e.V., Hamburg
Link www.oeko-siedlung-allermoehe.de
Quellen


Zuletzt aktualisiert: 6. Dezember 2020

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