Im 40. Jahr seines Bestehens hat der ADFC eine bundesweite Aktions- und Aufmerksamkeitskampagne unter dem Motto #MehrPlatzFürsRad gestartet. Ziel ist es, in Politik und Gesellschaft eine Aufbruchsstimmung für mehr und besseren Radverkehr herzustellen. Konkrete Forderungen sind: Breite und gute Radwege, sichere Kreuzungen und viel mehr Fahrradparkplätze überall in Deutschland. Zahlreiche prominente Unterstützer haben sich bereits zu #MehrPlatzFürsRad bekannt – darunter Minister Andreas Scheuer, MdB Cem Özdemir, Schauspielerin Liv Lisa Fries, Comic-Zeichner Mawil, Schauspieler Michael Kessler, Minister Winfried Herrmann, OB Henriette Reker, OB Fritz Kuhn und viele mehr.
Oberbürgermeister Dieter Reiter hat heute gemeinsam mit Stadtbaurätin Professorin Dr. (l) Elisabeth Merk im Rahmen einer Pressekonferenz einen Gesamtplan für Münchens Mobilität in den nächsten Jahrzehnten vorgestellt.
Wo könnten neue U- und Trambahnlinien entstehen, wo die neuen Radschnellwege verlaufen und wo kann man vom Auto auf umweltbewusste Verkehrsmittel umsteigen? Die Mobilität von Morgen wird geprägt sein von einem optimalen Ineinandergreifen verschiedener Mobilitätsformen – allen voran einem optimierten und breit ausgebauten Öffentlichen Nahverkehr, einem breiten Radwegenetz, neuen Angeboten für Pendlerinnen und Pendler in sogenannten HOV-Lanes („High-occupancy vehicle lanes“, Spuren für Fahrzeuge mit mehreren Insassen), eigenen Busspuren und cleveren Mobilitätskonzepten bei der Siedlungsentwicklung mit innovativen Verkehrsmitteln.
Nicht nur Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum stellen die Verkehrs- infrastruktur und Siedlungsentwicklung vor große Herausforderungen, gleichzeitig müssen immer auch die städtischen Ziele zur Verkehrssicher- heit („Vision Zero“), die politischen und gesetzlichen Anforderungen an den Umwelt- und Klimaschutz (Luftreinhaltung, CO2-Neutraliät) und der technologische Fortschritt (Digitalisierung und Vernetzung) mit berücksichtigt werden.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Nur mit einer gut ausgebauten und vor allem klug vernetzten Mobilität werden wir die großen Herausforderungen meistern. In dem heute veröffentlichten Gesamtkonzept sind viele gute Ideen für den weiteren Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur zusammengefasst. Das Rückgrat bildet natürlich der öffentliche Personennahverkehr, den wir nicht nur stark ausbauen, sondern in dessen Netz wir auch weitere Tangential- und Ringverbindungen schaffen wollen. Diesen Blick in die Zukunft sehe ich als gute Grundlage und Impuls für weitere Debatten. Die Mobilität der Zukunft kann aber nur in Zusammenarbeit mit der Region München erfolgreich entwickelt werden. In den letzten Jahren hat der Stadtrat mehrere wegweisende Beschlüsse für eine gut vernetzte, umweltfreundliche und platzsparende Mobilität gefasst. Das wollen wir fortsetzen“.
Stadtbaurätin Professorin Dr. (l) Elisabeth Merk. „In dem Gesamtkonzept möchten wir alle wichtigen Maßnahmen für eine zukunftsfähige Verkehrsplanung bündeln. Wichtig ist uns dabei, dass wir es gemeinsam anpacken. Im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern sowie den Akteuren aus der Region“.
Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV)
Der ÖPNV ist das Rückgrat für eine nachhaltige Mobilität. Um noch mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen, wird das Angebot erheblich verbessert – durch den neuen Hauptbahnhof, die zweite Stammstrecke, neue Busspuren, U-Bahn- und Tramlinien, Taktverdichtungen, mehr Zuverlässigkeit und Komfort. Das bestehende Netz wird durch Tangenten dezentralisiert und, soweit sinnvoll, durch innovative Verkehrsmittel wie Seilbahnen oder On-Demand-Angebote ergänzt. Die Folge sind weniger Staus und frei werdende Flächen, die zum Beispiel für Spuren für Expressbusse, Radwege oder als Aufenthaltsräume genutzt werden können.
Verbesserung der Radinfrastruktur
Das Radeln in der Stadt wird deutlich sicherer und attraktiver. Der per Bürgerbegehren geforderte durchgängige und sichere Altstadt-Radlring wird schrittweise umgesetzt; jedes Quartal beschließt der Stadtrat zudem ein Bündel an weiteren Maßnahmen, um das Straßennetz deutlich fahrradfreundlicher zu gestalten. Damit werden die Forderungen aus dem zweiten Bürgerbegehren „Radentscheid“ bis 2025 weitestgehend realisiert. Münchens erster Radschnellweg vom Stachus in Richtung Garching und Unterschleißheim sowie fünf weitere sternförmige Trassen werden die Innen- stadt mit dem Umland verbinden; ein Radschnellverbindungsring verknüpft mehrere Stadtbezirke.
Neue Angebote für den Stadt-Umland-Pendelverkehr
Das berufsbedingte Pendeln zwischen Stadt und Region wird erleichtert: An den Autobahnen und Haupteinfallstraßen entstehen vor den Toren der Stadt moderne Park&Ride-Anlagen. Von dort aus fahren Expressbusse auf gesonderten Fahrstreifen ohne Stau und Zeitverlust in die Innenstadt weiter. Der Besetzungsgrad von ein- und auspendelnden Autos wird erhöht, indem die Busspuren von Fahrzeugen mit mehreren Insassen mitbenutzt werden dürfen. Diese „High-occupancy vehicle lanes“ tragen im Ausland bereits erfolgreich zur Verringerung des Autoverkehrs bei. Für die „erste“ und „letzte Meile“ von und zu ÖPNV-Haltestellen werden mehr Sharing- und On-Demand-Dienste bereitgestellt, zum Beispiel Rufbusse.
Autoreduzierte Innenstadt
Durch neue Parkregelungen, weniger Stellplätze, verkehrsberuhigte Zonen und nachhaltige Logistikkonzepte wird der Autoverkehr in der Altstadt und Innenstadt reduziert. Der dadurch frei werdende Raum kommt dem Rad-, Fuß- und öffentlichen Nahverkehr ebenso zugute wie der Aufenthaltsqualität und den fürs Stadtklima so wichtigen Grün- und Freiräumen. Notwendige, nicht vermeidbare Autofahrten in die Innenstadt sind auch weiterhin möglich. In erster Linie werden hier aber emissionsfreie, innovative Verkehrsmittel die Mobilität prägen. Effiziente City-Logistikkonzepte gestalten den Liefer- und Ladeverkehr verträglich.
Mobilitätskonzepte
Bei der Planung von Neubauquartieren und bei Stadtsanierungsprojekten werden Mobilitätskonzepte von Anfang an mitgedacht. Der Fokus liegt auf einer lebendigen, ausgewogenen Nutzungsstruktur, bei der möglichst viele Angebote des täglichen Bedarfs im unmittelbaren Wohnumfeld zu finden sind. Kurze Wege, eine gute innere und äußere Erschließung des Quartiers mit dem ÖPNV, Car- und Bike-Sharing-Angebote ermöglichen ein Leben ohne eigenes Auto und steigern die Lebensqualität.
Innovative Verkehrsmittel
Die Mobilität ist stark von der Digitalisierung und von Innovationen geprägt. Die Landeshauptstadt München greift diese auf, plant vorausschauend und ist offen für Trends. Das automatisierte und vernetzte Fahren wird derzeit zusammen mit Partnerinnen und Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung erforscht; für den verkehrlich stark belasteten Münchner Norden wird eine Seilbahn über den Frankfurter Ring untersucht. Bei allen neuen Technologien steht das Nutzerbedürfnis im Mittelpunkt.
Am Mittwoch, 12. Februar, behandelt der Stadtrat im Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung neben der Beschlussvorlage „Mobilitätsplan für München“ weitere wichtige Beschlüsse zur Mobilität in München.
Energetische Sanierung von Gebäuden verstärken und Verantwortung der Vermieter einfordern.
Wohnungspolitik muss fördernde Rahmenbedingungen schaffen und damit einen Beitrag zur Wohnflächenreduktion leisten.
„Für eine erforderliche Energiewende in der Wohnungswirtschaft müssen Bedingungen geschaffen werden, die spürbare Anreize für Eigentümer und Nutzer aufzeigen, um zukünftig weniger Energie zu verbrauchen,“ sagt DAI Präsident Dipl.-Ing. Architekt Arnold Ernst. Anlässlich der Verbandstages der Deutschen Architekten- und Ingenieurvereine e.V. (DAI) wird in jährlicher Folge eine Erklärung zu aktuellen Themen der Bau- und Planungskultur veröffentlicht. Bisherige Erklärungen des DAI siehe ganz unten.
Die CO2-Emission von Gebäuden entspricht in Deutschland der Belastung durch den Verkehr. Die Intensität der öffentlichen Diskussion bildet dies nicht ab. Umso mehr sind Architekten und Ingenieure aufgefordert, sich in ihrem Fachgebiet verantwortlich zu zeigen und Wege aufzuzeigen, wie sie ihren Beitrag für einen nachhaltigen Klimaschutz leisten wollen.
Die technischen Lösungen sind vorhanden, bessere Verfahren insbesondere zur nachhaltigen Ertüchtigung des Bestandes müssen wir entwickeln. Es fehlen aber die Anreize für Eigentümer und Nutzer, energetische Sanierung umzusetzen und zu dulden. Es ist einfacher, Klimaschutz zu fordern als Klimaschutz zu bezahlen. Die Umweltbelastung durch CO2-Emissionen ist (noch) kostenlos, die Vermeidung aber kostet Geld, im Bestand viel Geld. Der Vermieter scheut die Investition, weil nur ein geringer Teil auf die Mieten umgelegt werden kann. Der Mieter hat ein nachvollziehbares Beharrungsvermögen, Größe und Lage seiner Wohnung nicht zu verändern, insbesondere solange die Parteien im Wettstreit um die billigsten Mieten immer neue sozial undifferenzierte Wohltaten beschließen. Beide, Vermieter und Mieter müssen ihren wirtschaftlichen Beitrag leisten, um die umfassende energetische Sanierung des Bestandes zu finanzieren.
Maßstab für alle Beteiligten muss das Verursacherprinzip sein. Wer dazu beiträgt, dass CO2 freigesetzt wird, muss einen wirtschaftlichen Vorteil haben, wenn er aktiv an der Reduzierung mitwirkt, wer seine Mitwirkung verweigert, muss dadurch einen wirtschaftlichen Nachteil haben.
Der DAI fordert:
Eine CO2-Abgabe für jeden qm beheizter Nutzfläche entsprechend der Angaben im Energieausweis ab Stufe B. Diese Abgabe ist durch den Eigentümer zu zahlen.
Eine CO2-Abgabe auf die eingesetzte Energie entsprechend dem Verbrauch und dem spezifischen CO2 Ausstoß. Diese Abgabe ist durch den Mieter zu zahlen.
Beide Abgaben verteuern das Wohnen in energetisch nicht optimierten Gebäuden. In Abwägung zwischen der direkten finanziellen Belastung der Betroffenen und der langfristigen Belastung durch die Klimaveränderung hält der DAI die entstehenden Mehrkosten für gerechtfertigt. Durch eine der sozialen Marktwirtschaft entsprechende Unterstützung wirtschaftlich schwacher Haushalte muss sichergestellt werden, dass der Anspruch auf angemessenen Wohnraum erfüllt wird.
Als angemessen im Sinne sozialer Bedürftigkeit werden 30 qm pro Person + 20 qm für jede weitere Person in einer Wohnung angesehen. Durch entsprechende Übergangsfristen sollen einerseits soziale Härten vermieden und andererseits kontinuierlich stärkere Anreize für die Anpassung der Wohnverhältnisse an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit angeregt werden. Um auch die entsprechenden Anpassungsprozesse oberhalb der sozialen Bedürftigkeit anzuregen, sollte auf die Regulierung der Miethöhe verzichtet werden, bei bestehenden Mietverhältnissen jedoch mit angemessener Begrenzung der jährlichen Anhebung, ebenfalls um die Anpassung an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erleichtern.
DAI Präsidium
Anmerkung sdg21: die hier dargestellte Erklärung entspricht nicht der Meinung der sdg21-Redaktion.
Holzbauinitiative ist weiterer Schritt zum klimaneutralen und schnelleren Bauen
Das Bundeskabinett hat heute den von Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgelegten Entwurf einer Holzbauinitiative beschlossen. Diese Strategie der Bundesregierung soll den Einsatz des nachhaltigen Rohstoffes Holz im Bausektor stärken und für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen. Mit acht Handlungsfeldern, von der Vorbildfunktion des Bundes und der Stärkung von Forschung und Innovation über die Fachkräftesicherung und den Wissenstransfer bis zur Sicherung der Rohstoffversorgung, sollen bis 2030 der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote erhöht werden.
Hemmnisse werden abgebaut und gleiche Wettbewerbschancen für den Einsatz verschiedenster Baumaterialien gewährleistet. Mit den Handlungsfeldern der Holzbauinitiative werden Schwerpunktthemen und Lösungsansätze beschrieben, die von den betreffenden Bundesressorts in eigener Zuständigkeit und vorbehaltlich der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel umgesetzt werden.
Etwa sieben Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus der Errichtung und Modernisierung von Gebäuden. Da Bäume in der Wachstumsphase CO2 binden, wird der Kohlenstoff mit dem im Gebäude verbauten Holz dauerhaft gespeichert. Gleichzeitig eignet sich Holz für das serielle und modulare Bauen. Mit dieser Bauweise werden mittels Vorfertigung kürzere Produktions- und Bauzeiten erzielt, wodurch schneller bezahlbarer Wohnraum entsteht.
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen:Um mehr bezahlbaren und guten Wohnraum zu schaffen, in dem sich die Menschen wohl fühlen, wollen wir das serielle und modulare Bauen verbessern. Holz eignet sich hier besonders gut. Es ist leicht, vielfältig einsetzbar, langlebig und wiederverwendbar. Die hölzernen Dachstühle, Fachwerkkonstruktionen und Holzhäuser früherer Generationen machen dies vor. Gleichzeitig befindet sich das heimische Holz vor unserer Haustür. Dies zu nutzen spart Transportkosten, erhöht die regionale Wertschöpfung und verbessert den lokalen Wirtschaftskreislauf.
Darüber hinaus ist das Holz beliebt. Es schafft ein gutes Raumklima, Menschen fühlen sich in Gebäuden aus Holz wohl. Länder wie die Schweiz, Österreich, Schweden oder Finnland machen vor, wie gut sich Holz in modernen Gebäuden verwenden lässt. Mit der Holzbauinitiative zeigen wir die große Vielfalt dieses Rohstoffes auf und wollen den nachhaltigen Einsatz von Holz in unserem Land stärken.
Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung:Der Wald ist unser natürlicher Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise – er entzieht der Atmosphäre das klimaschädliche CO2 und bindet Kohlenstoff im Holz. Unser Ziel ist die möglichst langfristige Nutzung von Holz. Jedes neue Holzgebäude ist ein CO2-Speicher und im Vergleich zu anderen Bauweisen können bis zu über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden – also eine echte Win-Win-Situation fürs Klima und unseren Wald. Das brauchen wir dringend, denn die Folgen der Klimakrise haben unseren Wald bereits geschwächt und geschädigt. Die Holzbauinitiative trägt zudem dazu bei, das Holz aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden hochwertig und nachhaltig zu verwerten. Das hilft den Waldbesitzenden und den vielen Betrieben der Forst- und Holzwirtschaft gerade auch im ländlichen Raum.
Weltweit, aber auch in Europa und Deutschland sind in den letzten Jahren eindrucksvolle Gebäude aus Holz und in Holzhybridbauweise entstanden. Dennoch bleibt die Holzbauquote in Deutschland hinter dem Stand des Möglichen zurück. Während im Ein- und Zweifamilienhausbau deutschlandweit bereits eine Quote von 26 Prozent erreicht wurde liegt sie gerade beim mehrgeschossigen Wohnungsbau noch unter fünf Prozent. Dieses Potential will die Holzbauinitiative unter anderem erschließen. Von der Holzbauinitiative geht damit gleichzeitig ein starkes Signal für die notwendige Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft aus.
Zur Umsetzung der Holzbauinitiative sind verschiedene Dialogformate mit den Ländern und Verbänden geplant. Am 10. Oktober 2023 findet hierzu eine erste Auftaktveranstaltung in Berlin unter Beteiligung den beiden Bundesminister Klara Geywitz und Cem Özdemir statt.
Als Kernelement wird dabei ein regelmäßiger Runder Tisch „Holzbau des Bundes“ zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch mit Ländern und kommunalen Spitzenverbänden eingerichtet.
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