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Holzbausiedlung „Mühlweg“ in Wien

AT – 1210 Wien-Florisdorf: entlang des Mühlwegs entstand eine der größeren Holzbausiedlungen Europas. Drei Architekturbüros realisierten auf einem rund 21.000 m² großen Grundstück drei Parzellen insgesamt 250 Wohneinheiten in einer viergeschossigen Holzbauweise. Hervorgegangen ist das Projekt aus einem Bauträgerwettbewerb zum Thema Holz- und Holzmischbauweise im geförderterten Wohnungsbau. Die Baukosten des „Bauabschnitts A“ lagen bei 1.510 €/m², die des „Bauabschnitts C“ bei 1.060 € brutto/m² BGF. Fertigstellung: 2006

Adresse: Fritz-Kandl-Gasse 7

Projektentwicklung
Vom Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds wurde 2003 ein Bauträgerwettbewerb zum Thema „Holz- und Holzmischbauweise“ für eine Wohnanlage mit 250 Wohnungen ausgeschrieben. Im Rahmen des „Klimaschutzprogramms der Stadt Wien“ wollte man zeigen, dass auch unter den Bedingungen geförderten Wohnungsbaus der Einsatz von Holzbautechnik mit Niedrigenergiestandard im urbanen Milieu realisierbar ist. Erst kurz davor hatte die Novelle der lokalen Bauordnung mehrgeschossige Holzkonstruktionen für das Sozialbauprogramm der Stadt möglich gemacht.


Parzelle „Bauteil A“ Wohnbauentwurf Hermann Kaufmann und Johannes Kaufmann 

Architekten Hermann Kaufmann und Johannes Kaufmann GmbH
Tragwerksplaner: Merz, Kaufmann und Partner GmbH, Dornbirn

Objektdaten
Adresse: Fritz-Kandl-Gasse 7
Größe: 84
Bauzeit: 2005-2006
Grundstücksfläche: ca. 7.300 m²
NGF 7.617 m², BGF 8.170 m², BRI 23.755 m³
Baukosten: 1.510 €/m² (Bauwerkskosten; M2 Kosten bezogen auf BGF (gem. ÖN B 1801))

Erschließung: Die Erschließung der einzelnen Baukörper ist ebenfalls abwechslungsreich konfiguriert, da die südorientierten Wohnungen als Laubengang- bzw. Maisonette-Reihenhäuser konzipiert sind und die ost- bzw. westorientierten Wohnungen über einen Mittelflur erschlossen werden.

Entwurf / Baukörper / Holzbau

Der von den ­Architekten Johannes Kaufmann und Hermann Kaufmann errichtete „Bauteil A“ war von den drei Bauteilen der am konsequentesten in Holz durchkomponierte. Hier kam Holz nicht nur als tragen­des ­Bau­material, sondern auch großflächig an der ­Fassade zum Einsatz.

1. bis 3. OG sind in Holzbauweise realisiert: KLH für die Decken und tragenden Innenwände, hochwärmegedämmte Hohlkasten-Außenwände, Holzfenster. Die Fassade besteht aus naturbelassener Akazie (heimisches Hartholz) und ist mit farbigen Schiebeläden akzentuiert. Die Decken sowie einzelne Innenwände der Wohnungen sind als besonderes Charakteristikum als sichtbare Holzflächen belassen. Kellergeschoss und Erdgeschoss sind in Ortbeton.

Ökologie
Niedrigenergiehaus mit einem Heizenergiebedarf von 36,6 kWh/m²a


Parzelle „Bauteil B“ Wohnbauentwurf Hubert Riess 

Objektdaten
Größe: 96 Wohnungen
Fertigstellung: 2005
Grundstücksfläche: ca. 6.900 m²

Entwurf / Baukörper / Holzbau
Hubert Riess (Graz) reagierte auf die gebietstypische Bebauungsdichte mit drei kompakten Wohnhäusern mit je 27 bzw. 28 Wohneinheiten und drei „Stadtvillen“ mit je 6 Wohneinheiten. Die in Holzmischbauweise errichteten Baukörper (Betonsockel, massiver Erschließungs- und Sanitärkern, ringförmige Wohnzone in Holzmassivbauweise) bergen eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungstypen, wobei die „Raumzone Wohnen“ durch die Präsenz des Werkstoffs Holz ein besonders behagliches Wohnklima bietet. Die Außenwände sind im EG aus Stahlbeton mit Vollwärmeschutzfassade ausgeführt, in den Obergschossen ist den Holzelementen eine hinterlüftete Eternitstrukturdeckung auf mineralischer Dämmung vorgesetzt. In den Holzgeschossen sind die Wohnungen durch nichttragende Leichtbauwände getrennt, die bei Bedarf versetzt oder entfernt werden können.

Link
www.nextroom.at/building.php?id=29985


Parzelle „Bauteil C“ Wohnbauentwurf Dietrich Untertrifaller Architekten

Objektdaten
Größe: 70 Wohnungen
BGF: 6.750 m²
Bebaute Fläche: 2.090
Grundstücksfläche: 6.890 m²
Wettbewerb: 2004, Bauzeit: 2005-2006
Baukosten (300 + 400): 1.060 € brutto/m² BGF

Förderung
Die Stadt Wien fördert die Errichtung der 70 Wohneinheiten mit rund 3,5 Mio. Euro. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) fördert im Rahmen der Programmlinie „Haus der Zukunft“ mit ca. 250.000 Euro die mit der Innovation verbundenen Mehrkosten.

Ökologie
Die vier Wohnhäuser erfüllen den Passivhausstandard (die beiden anderen Parzellen in Holzbauweise am Mühlweg sind im Niedrigeenergiehaus-Standard). Brauchwarmwasser wird über Sonnenkollektoren (Deckungsgrad ca. 66%)

Holzbau: Brettsperrholz. Diffusionsoffene, winddichte Bauweise. Nach nur fünf Tagen Bauzeit war der Rohbau regendicht.

Architektur: Dietrich Untertrifaller Architekten ZT GmbH, Bregenz / Wien / St. Gallen
www.dietrich.untertrifaller.com/projekte/passivhaeuser-am-muehlweg-wien/

Bauträger: Austria Immobilien GmbH

Auszeichnungen: 2007 Energy Globe Vienna

Veröffentlichung
Georg Kogler (2008): Wohnbau, Holz-Passivhaus. Mehrgeschossiger geförderter Wohnbau für 70 Wohneinheiten. Holzmassivbauweise, Passivhausstandard. Mühlweg, 1210 Wien

Links
Projektbeschreibung in der HolzWohnBau-Studie (2022):
https://hwb24.eu/projekt/holzbausiedlung-muehlweg-in-wien/
https://informationsdienst-holz.de/…
www.nextroom.at/building.php?id=29276&_q=more



Zuletzt aktualisiert: 15. April 2023

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