Dynamischer Masterplan für das Patrick-Henry-Village vorgestellt / Bürgerbeteiligung ab dem 9. Dezember
Ein zentraler Park mit einem See im Zentrum, Vielfalt in der Architektur und bei der Nutzung von Gebäuden, Energieproduktion direkt im Quartier, eine Ringstraße, große Quartiersgaragen, der öffentliche Raum dafür stellplatzfrei – das sind nur einige Aspekte aus dem dynamischen Masterplan für das Patrick-Henry-Village (PHV). Heidelbergs größte Konversionsfläche wird sich in den kommenden Jahren zum 16. Stadtteil entwickeln. Bei einem Pressegespräch auf der fast 100 Hektar großen Fläche haben Vertreter der Stadt und der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg das Planwerk vorgestellt. Von Montag, 9. Dezember 2019 bis Mittwoch, 15. Januar 2020 läuft dazu die Online-Bürgerbeteiligung. Ab Mittwoch, 11. Dezember 2019 wird der Masterplan zudem im Gemeinderat diskutiert.
Die europäische Stadt im 21. Jahrhundert
„Wir sehen das Patrick-Henry-Village als einen durchmischten Stadtteil – ein in jeder Hinsicht nachhaltiger, moderner und urbaner Wohn- und Arbeitsort. Patrick-Henry-Village soll zeigen, wie wir das alte Idealbild der europäischen Stadt in das 21. Jahrhundert übertragen. Wir wollen kurze Wege im Quartier, ein zukunftsweisendes und klimafreundliches Energie- und Verkehrskonzept sowie attraktive und grüne Freiräume“, erklärt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Für Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß ist der dynamische Masterplan dafür eine gute Grundlage: „Der Plan lässt uns genügend Flexibilität, um in den kommenden Jahren der Entwicklung auch situativ reagieren zu können. Allein die Größenordnung von fast 100 Hektar Fläche ist für Heidelberg einzigartig – es warten viele Herausforderungen und enorme Chancen auf uns“, so Heiß.
Die IBA Heidelberg gestaltete den Planungsprozess von Beginn an mit. Geschäftsführender Direktor Prof. Michael Braum hebt den Mut der Stadt hervor, sich der Qualitätsoffensive einer Internationalen Bauausstellung in PHV zu stellen: „IBAs sind ein städtebauliches Exzellenz-Format – ihre Projekte gehen weit über die üblichen Standards hinaus. Diesen hohen Qualitätsanspruch für einen ganzen Stadtteil zu erfüllen, ist eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Wir freuen uns, die Stadt Heidelberg dabei weiter zu begleiten.“
Dynamischer Masterplan in Stichworten
Nutzungen: Der Stadtteil soll ein Wohnort für rund 10.000 und ein Arbeitsort für etwa 5.000 Menschen werden. Grundsätzlich sollen sich auch die Nutzungen mischen. Schwerpunkte des Wohnens liegen im Zentrum, im Norden und am westlichen Rand des Stadtteils. Es soll Angebote für alle Bevölkerungsgruppen in allen Lebensabschnitten geben, mit einem Fokus auf junge, urban orientierte Familien. Im Osten – Richtung Autobahn 5 – liegt der Schwerpunkt auf unterschiedlichen Arbeitsstätten von den Wissenschaften über Handwerksbetriebe bis hin zu urbanen Manufakturen, einschließlich der digitalisierten Logistik sowie Start-ups. Patrick-Henry-Village wird auch innovative Formen für das kollaborative Arbeiten bereitstellen. Im Süden des Areals soll der Schwerpunkt bei Bildung, Sport, Kultur und Kreativwirtschaft liegen. Im Herzen des Areals ist ein offenes und experimentelles Quartierszentrum vorgesehen – von derartigen „Innovationsankern“ sollen sich noch mehrere im Areal ansiedeln.
Architektur: Im neuen Stadtteil sollen sich Neu- und Bestandsbauten mischen. Erhalten bleiben sollen zum Beispiel die ehemaligen Offiziersvillen im Norden des Areals sowie einige der charakteristischen Zeilenbauten im Zentrum. Bei den Neubauten wird auf unterschiedliche Gebäudeformen geachtet. Die Durchmischung des Stadtteils soll so auch optisch Ausdruck in einer vielfältigen Architektur finden. Es sollen Experimente angestoßen werden, die sich mit kostengünstigem, energieeffizientem und flächensparendem Bauen und Wohnen beschäftigen.
Energie: Das Energiekonzept des neuen Stadtteils will aus den Erfahrungen der Bahnstadt lernen und dem Kampf gegen den Klimawandel Rechnung tragen. Die benötigte Energie soll demnach so weit wie möglich innerhalb des Stadtteils in dezentralen Strukturen produziert werden – zum Beispiel über Sonnenkollektoren. Gleichzeitig soll der Energieverbrauch auf allen Ebenen so gering wie möglich gehalten werden, wobei auf Gebäudeebene auch die Herstellung („Graue Energie“) und der Betrieb über einen Zeitraum von 50 Jahren bei der Bilanzierung berücksichtigt werden sollen.
Verkehr: Der neue Stadtteil wird ein Modellprojekt der Verkehrswende, in dem nachhaltige Mobilität gelebt wird. Von der ersten Entwicklungsmaßnahme an erfolgt die Sicherung einer umweltfreundlichen Mobilität. Neben einer ambitionierten regionalen Einbindung von PHV in den Umweltverbund, liegt der Schwerpunkt innerhalb von PHV auf der Förderung des Mobilitätsverhaltens zu Fuß, mit dem Fahrrad und dem öffentlichen Personennahverkehr. Zentrale Erschließungsachse im Stadtteil wird eine Ringstraße sein, die die verschiedenen Quartiere und Freiräume verbindet und eine Stadt der kurzen Wege schafft. Das Straßensystem wird stellplatzfrei geplant. Alle Grundstücke sind mit dem Auto erreichbar, geparkt wird jedoch in den separat erschlossenen Quartiersgaragen an den Eingängen des Stadtteils. Wie in den Quartiersgaragen soll auch auf Quartiersebene in einzelnen Mobilitätsstationen ein nachhaltiges Mobilitätsangebot wie Leihfahrräder, Lastenfahrräder, etc. bereitstehen.
Freiräume: Für PHV ist eine produktive Stadtlandschaft angedacht. Naturnahe Freiräume dienen nicht nur dem Naturschutz oder Spiel- und Freizeitnutzungen, sondern insbesondere auch produktiven Aspekten wie Nahrungsmittel- und Energieproduktion und der Wasserbewirtschaftung. Wesentliche räumliche Komponenten des Freiraumkonzeptes sind:
– Das „Grüne Herz“ ist ein Band, das sich durch das Zentrum des Quartiers zieht. Im Mittelpunkt liegt ein Park mit See südlich des ehemaligen Offizierskasinos, der sich zur neuen Mitte des PHV hin öffnet.
– Die „Grünen Finger“ bilden ein diverses Freiraumnetz aus Gärten, naturnahen Flächen, Spiel- und Gemeinschaftsflächen und sind gleichzeitig die in Ost-West-Richtung notwendigen Frischluftschneisen sowie Biotop- und Wegevernetzung in die Landschaft
– Ein Rand im Westen stellt den Übergang zur angrenzenden Agrarlandschaft dar. Das Gebiet beinhaltet Naherholung, private Gärten, Naturschutz sowie verschiedene Arten der Nahrungsmittelproduktion.
Digitale Services: Die Chancen der Digitalisierung sollen bei der Entwicklung von Anfang an mitgedacht werden. Dabei müssen natürlich vielschichtige Anforderungen im Hinblick auf den Datenschutz sowie die Datenselbstbestimmung berücksichtigt werden. Grundsätzlich geht es bei der Digitalisierung nicht nur um eine durchgehende Breitband-Versorgung des Areals. In PHV soll es künftig vielfältige Serviceangebote zu Themen wie Medien-/Energieversorgung, Mobilität/Quartiersgaragen und soziales Zusammenleben (Sharing) geben. Die Services sollen in einer gemeinsamen Betreiber-/Quartiersgesellschaft gebündelt und vor allem auf digitalen Wegen bereitgestellt werden. Hierzu soll es auch von Beginn an eine Anlaufstelle im Quartier geben.
Quelle: PM vom 5.12.2019 der IBA Heidelberg
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