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Baumhäuser von Frei Otto in Berlin-Tiergarten

baumhaus_berlin10787 Berlin-Tiergarten: 26 WEs, Baumhäuser des Architekten Frei Otto (Stuttgart); entstanden im Rahmen der IBA 1987. Die Idee des individuellen, gestapelten Einfamilienhauses wird hier in vielfältiger Architektur umgesetzt. Fertigstellung: 1991

Straße Corneliusstraße 11/12 / Rauchstraße 21
Gebäudeart(en), Bauform MFH. Zwei freistehende fünfgeschossige (plus Dachgeschoss) Mehrfamilienhäuser in Skelettbauweise mit jeweils neun zweigeschossigen Einfamilienhauseinheiten
GFZ / GRZ 1,2 / 0,4
Neubau, Sanierung Neubau
Eigentums-form(en) Mietwohnungen, sozialer Wohnungsbau, Eigentumswohnungen
Lage Günstig gelegenes Grundstück im Bezirk Tiergarten; ausgewiesen als Sondergebiet, umgeben von relativ lockerer Wohnbebauung
Größe (WE) 26
Bewohner ca. 45
Fertigstellung 1989-1991
Städtebau/
Konzept
Mit dem Modellvorhaben “Berlin-Ökohaus” wurde eine Idee verwirklicht, die Frei Otto im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin entwickelt hatte. Ansatzpunkt war es, im innerstädtischen Bereich mit knappem Bauland Qualitäten des Eigenheims dadurch zu erreichen, daß Einzelhäuser und die ihnen zugeordneten Freiflächen “gestapelt” werden. Um die “Stapelung” und eine individuelle Gestaltung der Einzelhäuser zu ermöglichen, mußte eine Grundkonstruktion aus Stahlbeton in Kauf genommen werden. In den “Einzelhäusern” wurde eine breite Palette von ökologischen Maßnahmen realisiert, die den individuellen Vorstellungen der einzelnen Bauherren  folgt.
Quelle: Gelfort/Jaedicke/Winkler/Wollmann (1994): Ökologie in den Städten. S. 29/30

Ökologie
Ab/Wasser Wassersparende Sanitärtechniken, Nutzung und Versickerung von Regenwasser, wohnungsbezogene Grauwasserkreisläufe
Abfall Getrennte Abfallsammlung und -kompostierung
Energie Wintergärten, in Einzelfällen Sonnenkollektoren, Photovoltaik, Wärmerückgewinnung, Lichtlenksysteme, Grundrißzonierung
Baubiologie  Umweltfreundliche Baustoffe z. B. Lehm
Außenanlage Begrünung von Dächern, Fassaden und Terrassen, Schonung der vorhandenen Vegetation
Ökonomie Flächensparendes Bauen
Soziokulturelles Innenentwicklung
Besonderheiten Architektonische Grundidee eines mehrgeschossigen, städtischen Hauses, dessen Konstruktion das „Stapeln“ von individuell gestalteten “Einfamilienhäusern” zulässt.
Anmerkungen “Nicht alle ökologischen Konzepte haben die Umsetzung in die Realität unbeschadet überstanden, wenn auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realisierung nur selten so krass ist, wie bei dem “ökologischen” Wohnungsbauprojekt in Berlin-Tiergarten an der Rauchstraße / Corneliusstraße, bei dem von den geplanten üppigen “Gärten auf der Etage mitten in der Stadt” nur schmale Außengänge übriggeblieben sind, die sich überwiegend bestenfalls zum Abstellen von Topfpflanzen eignen. An diesem Projekt ist aber auch nachzuvollziehen, dass ökologisches Bauen keineswegs identisch sein kann mit Handwerkelei und Planung nach dem Zufallsprinzip, wenn wirklich nennenswerte Effekte der Umweltentlastung erreicht werden sollen. Als Rohbaustruktur waren Betonplattformen mit einem Luftraum von jeweils zwei Geschossen errichtet worden, die – im kleineren Teil an der Rauchstraße von einem Bauträger als Mietwohnungen, im größeren Teil des Gesamtprojektes an der Corneliusstraße – von Einzelbauherren individuell, z. T. auch in Selbsthilfe ausgebaut wurden. Für dieses ansonsten durchaus erwägenswerte Baukonzept mußte eine unüberschaubare Vielfalt an Wärmebrücken und bauphysikalisch problematischen Anschlusspunkten in Kauf genommen werden – was das Ziel einer rationellen Energienutzung letztlich konterkariert.”

1 Vgl. Otto et al. 1985; deutsche bauzeitung (db) 116 (1982) H. 7. S. 15 – 17; arcus (1983) H. 5, S. 215 – 218; Gelfort (1989), db 124 (1990) H. 9, S. 45 – 51 und Werk, Bauen + Wohnen (1991) H. 6, S. 10 f.Quelle: Greift, Rainer; Werner, Peter (1991): Ökologischer Mietwohnungsbau. C.F. Müller: Karlsruhe S. 243

Quellen / Literatur

  • Gelfort, Petra; Jaedicke, Wolfgang; Winkler, Bärbel; Wollmann, Hellmut: Ökologie in den Städten. Erfahrungen aus Neubau und Modernisierung. Berlin, 1994 S.29/30 (pdf)
  • Kuthe, Christian; Mermagen, Wilhelm; Schepers, Albert: Gemeinsam Bauen – Gemeinsam Wohnen. Rechtliche und finanzielle Gestaltungsmöglichkeiten für Gruppenprojekte im Neubau. Frankfurt/M., Darmstadt, 1991
  • Otto, Frei; Kendel, Hermann: Das Baumhaus am Tiergarten. In: Kennedy, Margit (Hg.): Öko -Stadt, Bd. 2. Frankfurt/M., 111-116. 1984
  • Ullmann, Gerhard: Patchwork-Häuser. Anmerkungen zu Frei Ottos Öko-Häusern im Berliner Tiergarten. In: db H.9, 45-48. 1990
  • BAU Bund Architektur & Umwelt e.V. Werkbericht zum ökologischen Bauen Fachtagung zum Jahrestreffen des B.A.U. im März 1995 S. 75
  • Greiff, Rainer; Werner, Peter (1991): Ökologischer Mietwohnungsbau. C.F. Müller: Karlsruhe S. 243- 2
Ansprechpartner 1) Architekt: Martin Küenzlen Dipl. Ing. Architekt B.A.U. Christstraße 35, 14059 Berlin

Idee und Gesammtleitung: Frei Otto und Hermann Kendel

2) DICK Immobilienmanagement e.K., Berlin
Tel.: 030 / 443 51 92 0
www.dick-immobilien.de/…rauchstrasse-21

Entwicklung der Baumaßnahme: Stadthaus, Gesellschaft für Stadtentwicklung und experimentellen Wohnungbau mbH



Zuletzt aktualisiert: 6. Februar 2021

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