60486 Frankfurt-Westbahnhof: „Arche“, Architekten: Eble + Sambeth (Tübingen); Bauträger: Karlsruher Versicherungen AG, Soziokulturelles Zentrum, Initiativenhaus, Gewerbehof, Bistro-Vollwertcafe, Naturklimaanlage (begrüntes Glashaus mit Wasserspielen), Kindertagesstätte, Regenwasseraufbereitung für die Toilettenspülung, etc.; Vorläuferprojekt des Prisma-Gewerbehofes in Nürnberg. Bis Ende 2012 wurde das gesamte Gebäude über die Abwärme der taz-Druckerei (via Gaswärmepumpe Wärme) versorgt.
Projektname | Soziokultureller Gewerbehof „Ökohaus Arche“ |
Straße | Kasseler Straße 1a |
Gebäudeart | Soziokultureller Gewerbehof. Gebäudekomplexes mit gewerblicher und kultureller Nutzung. |
Neubau, Sanierung | Neubau |
Eigentumsform(en) | |
Lage | Am Westbahnhof |
Größe (WE) | 8.000 m² Nutzfläche |
Architekt: | Eble + Sambeth, Tübingen, Mitarbeiter: Sonnenmoser |
Projektträger/Bauherr: | Commerzbank AG und Kühl KG |
Fertigstellung | 1990-1992 |
Konzept | Die Konzeption dieses Gebäudes muss vor dem Hintergrund seiner besonderen Lage gesehen werden. In einer Stadtbrache entlang der Bahnlinie waren neben allgemeinen bauökologischen Zielsetzungen insbesondere die Nutzungsverdichtung sowie die besondere Bedeutung von Klima und Versiegelung zu berücksichtigen. Die Stadtbrache Lederstraße/Kasselerstraße in Frankfurt/Main sollte also durch ein stadtökologisch orientiertes Gebäude groß- und kleinräumig ökologisch regeneriert werden. Hauptbestandteil des passagenartigen Solarhauses ist ein abgewinkelter siebengeschossiger Langbau. Diesem vorgelagert ist das Süd-Glashaus. Über ein nord-östlich gelegenes kleineres Glashaus wird die Erschließung und Verbindung zum zweigeschossigen Nebengebäude hergestellt. Die über 8.000 m2 Nutzfläche im Hauptgebäude werden von einer Druckerei, Vertagen, Büros, Arztpraxen und einem Frauengesundheitszentrum belegt. Veranstaltungsräume, Bistro und Restaurant schaffen Kommunikationsmöglichkeiten für die dort tätigen Menschen wie auch für die weitere Öffentlichkeit. Ein gutes Elektroklima wird durch die Reduktion leitfähiger Materialien erreicht. Das Tageslichtkonzept wird durch den Einsatz von Solarhäusern und Lichtlenkglas verwirklicht. |
Ökologie | |
Wasser | Das Regenwasser der südlichen Tonnen- und Glasdächer wird über das natürliche Reinigungs- und Filtersystem des schrägen Gründachs im Süden und ein Pflanzenklärbecken geleitet. Es wird in zwei Teichen gespeichert und dort weiter gereinigt. Beide Teiche speisen eine Zisterne im Untergeschoss, über die die WC-Spülungen, die Wasserwände und die Wasserkaskaden versorgt werden. |
Energie | Das große Glashaus dient nicht nur der passiven Sonnenenergienutzung, sondern ist auch essentiell für die ‚Natur-Klimaanlage‘ und Schallschutz gegenüber Bahn und Straße. Mit Naturklimaanlage ist das System von Glashäusern mit Lüftungsklappen, bepflanzten Zonen und Wasserkaskaden und Wasserwänden im Innenbereich gemeint, dass zum Austausch von verbrauchter durch frische Luft und zu ihrer Befeuchtung dient, um so ein behagliches Raumklima zu schaffen. Das Energiekonzept war auf eine hohe Wärmerückgewinnung, insbesondere aus der Druckerei durch Wärmetauscher und eine Wärmepumpe ausgelegt. Die restliche Heizungswärme wird durch einen Brennwertkessel erzeugt. Das ursprünglich geplante Blockheizkraftwerk wurde vorerst nicht realisiert, jedoch wurden 2002 drei BHKW-Module eingebaut. Die Erfahrungen zeigen, dass die Wärmepumpe ineffizient arbeitet und mehr ‚zugeheizt‘ werden muss als erwartet worden war. Eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung trägt mittels Strahlungswärme zum gesunden Raumklima bei. |
Baustoffe/Baubiologie | Ausgewählt werden sollten vorwiegend Baustoffe, die bei ihrer Herstellung, Verarbeitung, Gebrauch und Wiederverwertung den ökologischen Kreislauf der Natur und den Menschen möglichst wenig belasten. Die raumhüllenden Bauteile bestehen aus diffusionsoffenem und wärmedämmendem Ziegelmauerwerk mit äußerem Kalkputz und innerem Kalk-Gips-Putz. Durch eine Mauerstärke von 50 cm wurde ausreichende Dämmung und gute Wärmespeicherung erzielt. Um in den Decken möglichst wenig Eisen und Beton zu verwenden, wurden in fast allen Gebäudeteilen vorgefertigte Ziegelhohlkörperdecken eingezogen. Das Tragwerk der Glashäuser ist als F-30-Holzkonstruktion ausgeführt. Im Innenausbau wurden nur baubiologisch gute Materialien wie Holz, Linoleum, Kalkputze eingesetzt. Der Putz wurde mit Mineralfarben gestrichen, die Holzoberflächen mit Naturharzöllasuren behandelt, die ausschließlich natürliche Erd- und Mineralfarbpigmente enthalten. |
Außenanlage | Die Flachdächer wurden mit einer ökologisch wirksamen dreistufigen Bepflanzung angelegt. Ursprünglich sollte über die begrünten Flachdächer ein direkter Anschluss an einen nahegelegenen Park hergestellt werden, was aber von der Stadtverwaltung nicht genehmigt wurde. Des weiteren wurden die Fassaden begrünt. Die Begrünung im Innenbereich ist in das Konzept der ‚Natur-Klimaanlage‘ (s. Energie) eingebunden. |
Klima | Stadtklimatologisches Quartier-Ausgleichsfunktionskonzept |
Ökonomie | |
Soziokulturelles | Mischung aus Büros, Verlagen, Labors, Druckerei (bis 2012 Caro Druck), Gemeinschaftspraxen, Tagungsstätten, Gaststätte usw. |
Anmerkungen | Als ‚Kinderkrankheiten‘, die inzwischen überstanden sind, bezeichnen die Betreiber und Nutzer die Überhitzung des Glashauses, undichte Teiche und die Verdunklung von Räumen durch Versorgungsleitungen. Positiv ist nach 5 Jahren Erfahrung die Energiebilanz, die Heizkosten seien nur halb so hoch wie angenommen. Aufbereitetes Grund- und Regenwasser wird auch von der Nachbarschaft genutzt. Die ökologische Konzeption zieht derzeit trotz ansonsten leerstehender Büroräume Mieter an. |
Quellen | Wüstenrot Stiftung (Hrsg.) (1998): Ökologisch nachhaltige Entwicklung des Bauens. Ludwigsburg |
Zuletzt aktualisiert: 2. Januar 2021
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