Im nordrhein-westfälischen Troisdorf läuft das derzeit deutschlandweit größte Mieterstrom-Projekt mit geförderten Mitteln durch den so genannten Mieterstromzuschlag im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Das Projekt, das von der EnergieAgentur.NRW nach einer Erstberatung begleitet wurde, versorgt 24 Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus in drei mehrgeschossigen Gebäuden mit zusammen 75 Bewohner mit Strom. Dazu wurden alle Dachflächen mit Photovoltaik-Modulen mit einer Gesamtleistung von 86,9 kWp belegt. Komplettiert wird die PV-Anlage durch sechs Powerwall-2-Batteriespeicher von Tesla. „Die Mieter haben sich zu 100 Prozent dem Projekt angeschlossen. Zusätzlich wird der PV Strom, insofern er nicht von der Wasser-Wasser-Wärmepumpe oder den Mietern verbraucht wird, zunächst in Stromspeichern gespeichert. Das funktioniert so effizient, dass wir bereits im Mai einen durchschnittlichen Autarkiegrad von 83 Prozent erreicht haben. An vereinzelnden Tagen und Nächten sogar 98 Prozent“, erklärt Frank Scholzen von der Firma Scholzen Immobilien, der Eigentümerin der Immobilien.
Bei Mietstromprojekten wird in einer vermieteten Immobilie – durch PV und/oder Blockheizkraftwerke (BHKW) – Strom erzeugt. Dieser Direkt-Strom wird vom Betreiber der Anlage häufig dem lokalen Energieversorger oder – wie in Troisdorf – vom Vermieter an die Mieter verkauft. „Der den Mietern angebotene Strom ist kostengünstiger als Strom aus dem Netz. Der Vorteil für den Anlagenbetreiber ist eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit, ebenso ist eine ökologisch nachhaltige Stromversorgung gegeben“, erläutert Wilhelm Schröder von der EnergieAgentur.NRW, der das Projekt beratend begleitet hat.
Die drei Gebäude der Firma Scholzen Immobilien zeichnen sich allerdings nicht bloß durch eine innovative Stromversorgung aus, auch im Bereich Wärme ist man in Troisdorf zukunftsfähig: So besteht die Heizung aus zwei Wasser-Wasser-Wärmepumpen mit zusammen 76 kW thermischer Leistung. Die Brunnentiefe beträgt – dank des hohen Grundwasserspiegels unweit des Rheins – lediglich 14 Meter. Scholzen: „Durch die vom Aachener Unternehmen Discovergy gelieferten Smart Meter ist eine laufende Überwachung der Energieströme zwischen PV Anlage, Wärmepumpe, Energiespeicher und Hauptzähler möglich.“
Bei dem komplexen und anspruchsvollen Projekt sind viele Beteiligte zu koordinieren. In Troisdorf waren beteiligt:
- Priogo AG aus Zülpich (Fachpartner für Photovoltaik, Heiztechnik, Elektromobilität)
- Discovergy GmbH aus Aachen (intelligente Messsysteme)
- Stadtwerke Troisdorf GmbH (Verteilnetzbetreiber)
- Westfalen-Gruppe aus Münster (Reststromlieferant)
- Vaillant Group aus Remscheid (Hersteller der Wärmepumpen) und Geotechnik GmbH aus Wesseling (Brunnenbohrunternehmen)
Das Unternehmen Scholzen Immobilien plant inzwischen ein weiteres Mieterstromprojekt Düsseldorf.
Bis Ende April 2018 sind in NRW insgesamt 19 über das EEG geförderte Mieterstromprojekte mit einer installierten Leistung von über 350 kWp realisiert worden. Die EnergieAgentur.NRW hat eine Broschüre mit dem Titel „Mieterstrom – kurz erklärt“ herausgegeben, in der die technischen und rechtlichen Aspekte, die es bei der Umsetzung von Projekten zu beachten gilt, ausführlich dargestellt sind.
Schlagworte:
Erneuerbare, Mieterstrom, News-Blog NRW, PV, Stromspeicher