Das Leben im Quartier gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ökologischer, sozialer, ökonomisch und kulturell nachhaltiger gestalten; das ist das Ziel im „Reallabor 131: KIT findet Stadt“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). In der Karlsruher Oststadt suchen die Forscherinnen und Forscher mit diesem Labor nach Möglichkeiten, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren, Ressourcen zu schonen, Nachbarschaft zu stärken oder die Gesundheit der Menschen im Quartier zu verbessern. Jetzt ist das Vorhaben vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) doppelt ausgezeichnet worden.
„Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir unmittelbar mit den vor Ort lebenden und arbeitenden Menschen auf Augenhöhe zusammenarbeiten und so nicht nur spezifisches lokales Wissen einbinden und weiterdenken können. Vielmehr gelingt es dadurch, zum Handeln für eine nachhaltige Entwicklung zu kommen.“, sagt Alexandra Quint vom Projektteam am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS). Wege zu mehr Fußgängerfreundlichkeit im Quartier würden genauso erforscht wie neue Verfahren zur energetischen Gebäudesanierung, Dienstleistungen für nachhaltiges Wohnen genauso entwickelt wie solche zu nachhaltigem Mobilitätsverhalten. Die Arbeit der Forschenden erfolgt stark interdisziplinär: „Hier im Team arbeiten Architekten, Philosophen, Landschaftsplaner, Kulturwissenschaftler, Umweltwissenschaftler und Geoökologen zusammen“, sagt die Stadtgeografin.
Dabei wird nicht nur geforscht, sondern ganz praktisch gearbeitet: „Zum Beispiel gibt es ein neu erarbeitetes Energiekonzept für die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien im Gebäudebestand oder Initiativen zur Entschleunigung unseres immer hektischeren Alltags“, berichtet Dr. Oliver Parodi, Leiter des Reallabor 131. Im Projekt „Beete und Bienen“ haben Bürger und Wissenschaftler im öffentlichen Raum gemeinsam ein Naschbeet mit Kräutern, Obst und Gemüse gestaltet und eine Klotzbeute als Behausung für Bienen aufgestellt. Das diene nicht nur dem Umwelt- und Ernährungsbewusstsein, sondern vor allem auch der Gemeinschaftsbildung, erläutert Quint. All dies geschieht im Zusammenspiel mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, der Stadtverwaltung, Vereinen, Betrieben, und vor allem den Bürgern vor Ort, die sich regelmäßig beteiligen.
In Veranstaltungsreihen werden zudem Ansätze und Ideen zu alternativem Konsumverhalten vermittelt. Parodi nennt etwa Pflanzentauschbörsen, Kleidertauschpartys und ein regelmäßig stattfindendes ReparaturCafé. „Das Reallabor 131 ist als Plattform zum Mitmachen angelegt und hat stark vernetzenden Charakter.“ Der projekteigene „Zukunftsraum für Nachhaltigkeit und Wissenschaft“, ein ehemaliges Ladengeschäft, vereint die Eigenschaften eines Quartierbüros, eines Wissenschaftsladens und Bürgerzentrums und sei inzwischen ein rege besuchter Treffpunkt, Veranstaltungs- und Bildungsort.
Das Konzept stößt laut Quint auf weltweites Interesse: „Das Labor hat Modellcharakter, ist auf Übertragbarkeit angelegt, und wurde bislang von Wissenschaftlern aus den Niederlanden, Spanien und Australien beforscht, Kooperationsanfragen kommen aus Mexiko, Russland, Schweiz, USA, Estland, Portugal, Spanien.“
Auszeichnung als Transformationsprojekt
Vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der die deutsche Bundesregierung in Fragen der Nachhaltigkeit berät, ist das Reallabor nun gleich doppelt ausgezeichnet worden: mit dem Qualitätssiegel „Projekt Nachhaltigkeit 2017“ und als eines von bundesweit vier „Transformationsprojekten“. Mit dem Siegel macht der RNE Initiativen aus der Gesellschaft sichtbar, die einen besonderen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung Deutschlands und der Welt leisten. Rund 240 Projekte hatten sich für die Auszeichnung beworben. Die ausgezeichneten Transformationsprojekte haben laut Jury ein besonders großes Potenzial, die Welt nachhaltiger zu gestalten. Die Auszeichnungen wurden Ende Mai bei der Jahreskonferenz des RNE in Berlin verliehen.
Über alle Aktivitäten des Reallabors informiert die Internetseite: www.quartierzukunft.de
Foto der Preisverleihung unter:
www.tatenfuermorgen.de/galerien/jahreskonferenz
Quelle: Presseinformation 076/2017 vom 09.06.2017
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