33 Architekturbüros u. a. aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz haben den Entwurf der WerkBundStadt Berlin vorgestellt. Es sollen rund 1.100 neue Wohnungen in 38 Gebäuden auf 2,8 Hektar Grundstücksfläche entstehen. Eine Kritik darüber in der deutschen bauzeitung (db) erinnert an das historische Erbe in dem das Projekt steht: „Da ist es löblich, dass sich der Deutsche Werkbund mit einem Beitrag zu Wort meldet. Schließlich stehen gerade die Werkbundsiedlungen von Stuttgart über Breslau, Prag, Wien bis Zürich für die experimentierfreudigen Wohnwelten der Moderne. Es ging um die Wohnung für das Existenzminimum, um Kleinwohnungen, variable Grundrisse, neue Baumaterialien und Vorfabrikation, sowie nicht zuletzt um das Zusammenleben der Generationen und Gesellschaft.“ Die WerkBundStadt ist ganz klar ein inhaltlicher Bruch zu den bisherigen weniger dichten WerkBundSiedlungen und schon alleine deshalb ein wichtiges Statement, insbesondere was die Nutzungsmischung und Bebauungsdichte angeht. Dennoch sind die Entwürfe in Punkto Nachhaltigkeit wenig innovativ. Die Entwurfsverfasser machen es sich leider zu leicht indem sie das Thema alleine mit dem Konzept der natürlichen Belüftung und einer baulich hohen Dichte abgehandelt sehen. Damit fällt die WerkBundStadt in vielen Punkten weit hinter die in den letzten Jahrzehnten entwickelten Standards zum Nachhaltigen Siedlungsbau zurück. Wenn diese Bauausttellung Ausstrahlungskraft haben soll, die wegweisende übertragbare Konzepte kommunizieren will, dann fehlen viele Themen einer Nachhaltigen Entwicklung der Stadt und des Wohnens. Bleibt es bei der jetzigen Ausgestaltung der WerkBundStadt würde die Bauaustellung zu einer wahrscheinlich interessanten Sammlung zeitgenössischer Architektur-Skulpturen in einer städtebaulichen Größenordnung, aber ihr fehlen zentrale Themen des 21. Jahrhunderts!
In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder Beschlüsse hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zum Thema gemacht und politisch verabschiedet, auch von den weltweiten Architektur- und Städtebau-Verbänden. 2003 war es die „Neue Charta von Athen. Vision für die Städte des 21. Jahrhunderts.“ vom European council of town planners. Und 2007 die „Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“.
Weltpolitisch sind zu nennen die jüngsten drei Abkommen:
- 2015 der UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in New York und der Verabschiedung der SDGs 2030
- 2016 die Klimakonferenz von Paris
- und ebenfalls 2016 die Weltsiedlungskonferenz Habitat III in Quito (New urban agenda)
In diesen Abkommen wird eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass die nachhaltige Um-/Gestaltung der bestehenden und neuen Siedlungen und Quartiere eine zentrale Rolle zur Erreichung der beschlossenen politischen Ziele spielen wird.
Zum Weiterlesen:
Manifeste und politische Abkommen ab 1958: https://siedlungen.eu/manifeste-und-abkommen
Blog mit vielen Fotos über die Entwicklungen (bis Ende 2016): www.architektur-urbanistik.berlin/…werkbundstadt…
Eine Kritik zur WerkBundStadt in der db (12/2016): www.db-bauzeitung.de/…
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Expo, News-Blog Berlin, Planungsbüros, Quartiere